Tag des Handwerks in Feuchtwangen

Betreuer und Besucher am Stand der Zimmerer-Innung Ansbach-Westmittelfranken. Darunter unter anderem (von links): Josef Gessler senior (stellvertretender Obermeister), Werner Kamm (Kreishandwerksmeister & stellvertretender Obermeister), Hermann Lauchs (Obermeister), Markus Beer (Lehrlingswart).
Quelle: Andreas Völkner
Die Bauakademie bot zum zweiten Mal eine Aktionsveranstaltung zum Tag des Handwerks an. Über 1000 Schüler aus den achten bis zehnten Klassen nutzten die Gelegenheit. Vor dem Beginn betonten die Redner die Bedeutung handwerklicher Berufe.
Zur Eröffnung ging es überschaubar in der großen Halle der Bauakademie Feuchtwangen zu. Kreishandwerksmeister Werner Kamm, der Präsident der Handwerkskammer Mittelfranken, Thomas Pirner, und Geschäftsführerin Gabriela Gottwald empfingen Aussteller, Vertreter der Politik und einige Eltern. Doch mit der Ruhe sollte es bald vorbei sein: Die Bauakademie erwartete in den Folgetagen über 1000 Schüler zum Tag des Handwerks.
Seit 2022 sollen Schulen ihren Acht- bis Zehntklässlern die Möglichkeit anbieten, handwerkliche Berufe auszuprobieren. Darum organisiert die Kreishandwerkerschaft Westmittelfranken den Aktionstag an der Bauakademie.
Branche hat Zukunft und ist krisensicher
Dabei waren sich alle Redner über die Bedeutung und Zukunft des Handwerks einig. „Das Handwerk ist ein sicherer Job. Ich hoffe, die Schülerhaben genug Möglichkeit, etwas zu tun“, sagte Kamm.
Pirner ist auch Landtagsabgeordneter: „Den Aktionstag haben wir als politisches Ziel festgesetzt. Ich finde, die Kreishandwerkerschaft hat das gutumgesetzt.“ Die Schüler sollten mit Praktikern ins Gespräch kommen. Auch widersprach Pirner der These, Wohlstand wäre nur über ein Studium möglich: „Man kann einen eigenen Betrieb gründen, oder einen übernehmen. Es gibt viele Wege zu einer erfolgreichen Karriere.“
Ansbachs Landrat Dr. Jürgen Ludwig räumte ein, kein handwerkliches Geschick zu haben: „Aber mein Vater war Maurer“, drückte er dann doch eine spezielle Verbindung zu den Berufen aus. Das Handwerk sei eine stabile Branche mit regionaler Wertschöpfung. Wie überall, herrsche auch indem Berufszweig ein Wettkampf um den Nachwuchs. Darum appellierte er mit einem Augenzwinkern an Eltern und Jugendliche: „Erlernt lieberein Handwerk, bevor ihr Landrat werdet.“
Den Nachwuchsmangel griff Feuchtwangens zweiter Bürgermeister Walter Soldner auf: „Überall hängen Plakate mit der Aufschrift Auszubildende gesucht.“ Betriebe würden schließen, weil sie keine Fachkräftemehr hätten. Soldner erwartet mehr Hilfe von der Politik.
Auch wenn die Jugendlichen erst an den Folgetagen kamen, waren schoneinige Aussteller bei der Eröffnung vor Ort. Um Interesse zu wecken, hatten sie sich viel einfallen lassen. Peter Schüttler hat einen Gerüstbaubetrieb in Nürnberg und hatte ein Gerüst zum Hängen oder für Klimmzüge aufgebaut. Dort konnten junge Männer und Frauen ihre Kraft unter Beweis stellen: „Wir sollen schließlich Kontrolle über den Stahl haben und nicht der Stahl über uns.“
Gefühl für Menschen und Technik
Hörakustikerin Andrea Eisen hat mehrere Filialen im Landkreis. Sie hatte ein breites Angebot für die Schüler dabei: „Wir können Modelle der eigenen Ohren erstellen und Hörtests durchführen.“ Wichtig sei in dem Beruf „ein Verständnis für die Technik und ein Geschick im Umgang mit Menschen“.
Auch die Handwerkskammer selbst hatte einen Info- und Aktionsstand. Sie hatte einen Tisch für eine Variante des Trinkspiels „Bierpong“ aufgebaut– normalerweise wirft man dabei einen Ball in Bierbecher. Die Handwerkskammer ließ aber stattdessen in Farbdosen werfen.
Andreas Völkner ist Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Westmittelfranken und organisierte den Tag des Handwerks: „Die Schülernehmen das voll an. Dabei gibt es keinen Unterschied ob Mittelschüler oder Gymnasiast.“
Text: Stefan Neidl